Karl Barth, Kirchliche
Dogmatik, Die Lehre von der Schöpfung, Dritter Band, Zweiter Teil, § 47,
Theologischer Verlag, Zürich, 1974, p. 570,
“… wenn wir
(den Menschen Jesu) … so sehen, wie er in der neutestamentlichen Erinnerung
tatsächlich gelebt hat und wie er uns in der evangelischer Überlieferung
tatsächlich gezeigt ist – dann springt uns unwiederstehlich die Fülle gerade
dieses Gestern, gerade dieser gewesenen Zeit ins Auge. Wie sollte sie (diese
gewesene Zeit der Osteroffenbarung) geringer sein als die (Zeit) der
apostolischen Gegenwart? Was hat diese (Gegenwart) vor jener (Osteroffenbarung)
voraus als dies, das in ihr die Offenbarung dessen bezeugt und geglaubt und durch den Heiligen Geist
vergegenwärtig wird, was in jener
noch verborgen ist? Aber hat nicht jene vor ihr dies voraus, dass eben in jener
das unterirdische Wasser strömt, daß dann in der Osterzeit als Quelle ans
Tageslicht tritt, um in der Apostolzeit zum Fluß und Strom zu werden? Hat das
apostolische Heute sein Geheimnis, seine Kraft, seine Würde nich ganz und gar
von jenem Gestern her? Hier, in diesem Gestern, geschieht es doch zuerst und
eigentlich, daß das Reich Gottes kommt und im Geheimniswort, aber auch durch
Zeichen und Wunder verkündigt wird, daß die Versöhnung der Welt mit Gott am Kreuz
zur Vollstreckung kommt. Hier wird doch der Grund der Gemeinde gelegt. Hier
fällt doch – höchst verborgen, aber höchst real – die grosse, das Vorher vom
Nachher trennende Entscheidung. Hier almet und lebt, hier handelt und leidet
doch der Herr, der sich zu Ostern als solcher offenbart hat, um nachher in der
Kraft dieser seiner Offenbarung seine Gemeinde zu erbauen, zu erhalten, zu
regieren, bis auch dieses Nachher zu seinem Ziel gekommen sein wird. …”